Schwammstadt anderenorts – Berlin, Kopenhagen und Rotterdam

Wir werden auf dieser Homepage künftig auch über gute und weniger gute Erfahrungen berichten, die andere Kommunen auf dem Weg zu Schwammstadt schon erfahren haben. Den Anfang machen wir mit  Berlin, Kopenhagen und Rotterdam.

Auch in anderen Städten warten unzählige „kahle“ Straßen (und deren AnwohnerInnen) auf den Umbau zur Schwammstadt – also auf Entsiegelung und Begrünung. Erst wenige Städte zeigen, wie das mit Hilfe einer breit angelegten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger besser gelingen kann. (Foto: regioWASSER e.V.)

Die Hürden auf dem Weg zur „Schwammstadt“

„Berlin muss zur Schwammstadt werden“, heißt es im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vom 26.04.23. Aber so richtig voran geht es auch in Berlin nicht.

„So haben Politik und Stadtplaner das Ziel, unterm Strich Jahr für Jahr ein Prozent der Innenstadtfläche von der Kanalisation zu nehmen, vorerst aufgegeben“,

kann man im dem Artikel „Die saugfähige Stadt“ in der Süddt. Ztg. vom 2.9.23 lesen – und weiter:

„Am Ende müssen es jedoch 25 bis 30 Prozent der Stadtfläche werden, die autark mit Regenwasser arbeiten. Dann erst funktioniert das Schwammstadtprinzip (…) Um ganz Berlin zum Schwamm werden zu lassen, schätzt der Chef der Wasserwerke, wären zwischen fünf und zehn Milliarden Euro nötig.“

Empfohlen wird in dem SZ-Aufsatz das „Huckepack-Prinzip“. Jede Baustelle im Berliner Straßennetz soll zur Chance werden, um auf dem Weg zur Schwammstadt voranzukommen:

„Ist eine Straße einmal aufgerissen, könnten zusätzliche Rinnen zur Versickerung eingebaut oder Mulden bei Bäumen eingeplant werden.“

Doch was pragmatisch klingt, sei lt. SZ „in der Praxis hochkompliziert“. Es müssten dabei nämlich die unterschiedlichsten Behörden zusammenarbeiten: „Straßenbau, Stadtplanung, Grünflächenamt, Wasserwerke.“ Und jede Behörde habe ihr eigenes Regelwerk und ihre eigenen Vorstellungen. Empfohlen wird ein Blick nach Kopenhagen, wo man bei der Transformation zur Schwammstadt deutlich weiter sei.

Der Umbau zur Schwammstadt funktioniert nur mit Bürgerbeteiligung

Der „Wolkenbruchplan“ in Kopenhagen wurde in der Süddt. Ztg. am 18.11.23 vorgestellt. Unter der Überschrift „Der große Umbau“ wurde dort postuliert:

„Städte müssen grüner und auch freundlicher werden, um der Klimakatastrophe zu trotzen. Doch in Deutschland passiert zu wenig – andere Länder machen vor, wie es geht.“

Zitiert wird in dem SZ-Artikel Friedrich Hetzel, Abteilungsleiter bei der Deutschen Vereinigung für Wasser, Abwasser und Abfall (DWA):

Wir hätten in Deutschland beim Weg zur Schwammstadt „kein Wissens-, sondern ein eklatantes Umsetzungsdefizit. Unterschiedliche Ämter haben unterschiedliche Anforderungen und Bedenken. Es fehlt oft an einer Top-down-Instanz, die Maßstäbe setzt.“

Soll wohl heißen, dass die Transformation zur Schwammstadt Chefsache sein müsste. Die Oberbürgermeisterin bzw. der Oberstadtdirektor müssen sich selbst darum kümmern. Denn die KlimaanpassungsmanagerInnen in den Umweltschutzämtern seien gegenüber den anderen Ämtern nicht weisungsbefugt. Und zudem würden die anderen Ämter „vor allem an die eigenen Aufgaben und nicht an Querschnittsaufgaben wie die Klimaanpassung“ denken. Die Folge für das Schwammstadt-Ranking: „Einen richtigen Vorreiter haben wir unter den deutschen Städten nicht.“ Außer am Beispiel von Kopenhagen könne man sich hierzulande u.a. an der Stadt Rotterdam orientieren. Dort werde die Umbau zur Schwammstadt nämlich genutzt, um in den Problemvierteln den Straßenraum auch sozial aufzuwerten. Ärmere Wohnviertel seien „freundlicher und sicherer geworden“. Mit etwas Fantasie könnten sich Wohnungs- und Schwammstadtprogramme ergänzen. „Beim Klima geht es eben immer auch um das gesellschaftliche Klima.“ Angesagt sei das Schmieden von pragmatischen Plänen, wobei die Missstände – wie die soziale Spaltung in den Städten immer mitgedacht werden müsse. Notwendig sei zudem die Beteiligung der BürgerInnen bei der Transformation zur Schwammstadt, um die soziale Akzeptanz gewährleisten zu können. Fazit der Mängelliste: Noch würden in den Städten nur einzelne Ideen umgesetzt. Zumeist sei „kein Gesamtplan“ erkennbar, in den sich auch die BürgerInnen aktiv einbringen könnten. Im Hinblick auf die BürgerInnenbeteiligung sei Kopenhagen ebenfalls ein Vorbild. Der dortige „Wolkenbruchplan“ finanziere sich vor allem über eine Erhöhung der Wassergebühren für die Haushalte. „Trotzdem findet er breite Akzeptanz.“ Eben wegen der Beteiligungsmöglichkeiten für die Einwohnerinnen und Einwohner.